Eine Namesänderung, optisches Makeover, mehr Sicherheit beim Fernzugriff und viele weitere Neuerungen. Alexandra Frank hat die Neuerungen des Testautomatisierungstools aus dem Hause Micro Focus unter die Lupe geommen.
Micro Focus wartet mit den neuen Versionen 15.0 und
15.0.1 für ihr Testautomatisierungstool „Unified Functional Testing“ (UFT) mit einer ganzen Reihe interessanter Verbesserungen und Anpassungen auf.
Schnell-Überblick
Bei einem Blick auf die Liste der Änderungen im Micro Focus HelpCenter wird klar, dass der Hersteller in verschiedensten Bereichen aktiv Verbesserungen vorantreibt, um UFT an aktuelle Kundenbedürfnisse und den aktuellen Markt anzupassen. Nicht nur in den Bereichen SAP- und API-Testing sind massive Vorstöße zu verzeichnen, sondern auch bei der optischen sowie der künstlich intelligenten Objekterkennung, der Erweiterung der Technologie-Unterstützung und auf den Gebieten CI/CD und Skalierbarkeit. Wir haben einen Schnell-Überblick für Sie zusammengestellt, wenn Sie über ein Upgrade nachdenken, sich jedoch noch nicht sicher sind, ob dieses einen wirklichen Mehrwert für Ihre Testvorhaben bietet.
UFT 15.0 ist dann die richtige Wahl für Sie, wenn Sie
- auch auf gesperrten UFT-Maschinen testen möchten, ohne diese rund um die Uhr entsperrt und damit verwundbar halten zu müssen,
- regelmäßig mit massiven Testdatenmengen in großen Datentabellen hantieren,
- gelegentlich mit dem ParallelRunner arbeiten oder arbeiten möchten, oder
- Wert auf einen schlanken Virtualisierungstoolstack legen und UFT-Tests mittels Hyper-V-Maschinen skalierbar ausführen möchten oder bereits Hyper-V-Anwender sind.
Sollte keiner der oben genannten Punkte Sie ansprechen, könnte sich stattdessen ein Upgrade auf UFT 15.0.1 für Sie lohnen, wenn Sie
- in den neuesten Browsern – beispielsweise dem neuen chromium-basierten Edge – testen möchten,
- mit Optical Character Recognition arbeiten und hierfür auch auf die neu hinzugekommenen OCR-Anbieter zurückgreifen möchten,
- begeisterter Anwender bzw. Anwenderin des AI-Features sind oder werden möchten,
- UFT-API-Tests endlich ressourcenschonend in vom Anbieter bereitgestellten Docker Images ausführen lassen möchten, oder
- SAP-Web-Testing einen großen Anteil für Sie einnimmt und Sie von den neuen Funktionen profitieren möchten.
In den folgenden Abschnitten finden Sie Details zu den genannten Punkten sowie zu zahlreichen weiteren Neuigkeiten für UFT 15.0 und UFT 15.0.1.
Namensänderungen und optisches Makeover
Zunächst sei hier angemerkt, dass die Tools der UFT-Familie neue Namen bekommen haben (s. Abbildung 1). Ehemals schlicht „UFT“ erhielt die Vollversion des Tools – die in diesem Artikel im Fokus stehen soll – den neuen Namen „UFT One“. Das etwas abgespecktere und entwicklungsnähere „Lean Functional Testing“ (LeanFT oder LFT) wurde auf „UFT Developer“ umgetauft und auch das ehemalige „Mobile Center“ erhält die neue Bezeichnung „UFT Mobile“. Damit wird sofort klar, wie eng diese Tools miteinander verwoben werden können.
Abbildung 1: Einführungsgrafik der neuen UFT-Namen, Quelle: Micro Focus
Neben der Namensänderung erhält UFT mit der Version 15.0 außerdem einen frischen Anstrich (s. Abbildung 2). Die Nutzer dürfen sich über ein optisches Makeover der Werkzeugleiste, des Hauptmenüs und der Startseite freuen. Der Werkzeugleiste wurde eine Schaltfläche „Optionen“ hinzugefügt, mit welcher die UFT Optionen leichter zugänglich sind. Die GUI wirkt insgesamt noch moderner und lebendiger als zuvor.
Abbildung 2: UFT user interface aber der UFT-Version 15.0
Mehr Sicherheit beim Testen via Fernzugriff
Möchte man mit einer UFT-Version 14.53 und davor einen Test auf einer entfernten UFT-Maschine anstoßen, ist es notwendig, diese zuvor zu entsperren. Wird während eines Testdurchlaufs die Windows-Sitzung abgemeldet oder gesperrt, so bricht auch in der Regel der Testdurchlauf ab bzw. schlägt fehl. Ab der Version 15.0 jedoch macht Micro Focus es nun endlich möglich, auch ohne ein manuelles Entsperren Tests auf einer entfernten Maschine automatisch durchführen zu lassen.
Hierzu muss UFT auf der entfernen Maschine zunächst konfiguriert werden, um den Teststart im gesperrten, abgemeldeten oder nicht verbundenen Zustand zu erlauben. In den Optionen (Allgemein > Läufe) müssen ein Haken gesetzt und die Zugangsdaten zur Maschine mitgegeben werden (s. Abbildung 3). Die Zugangsdaten finden automatisch Verwendung, wenn bei Start oder auch zur Laufzeit eines Testdurchlaufs einer der oben genannten Zustände eintritt.
Abbildung 3: Aktivierung des Remote-Zugriffs bei inaktiver Windows-Session
Damit schließt der Hersteller eine wichtige Sicherheitslücke und vereinfacht den automatisierten Zugriff via CI/CD-Tools wie z.B. Jenkins. Das manuelle Starten von Tests auf einer UFT-Maschine nach erfolgtem Login ist auch weiterhin problemlos möglich.
Synchronisierung paralleler Testdurchläufe
Der UFT ParallelRunner ermöglicht bereits seit langem die parallele Ausführung von bis zu vier UFT-Testinstanzen. Ab UFT 15.0 stellt Micro Focus zusätzliche Konfigurationsoptionen für die Synchronisation paralleler Testläufe zur Verfügung. Diese Optionen können ausschließlich bei Verwendung einer JSON-Konfigurationsdatei für den ParallelRunner eingebunden werden (s. Abbildung 4). Die Übergabe der Synchronisationsoptionen via Befehlszeilensteuerung ist derzeit noch nicht möglich.
Abbildung 4: Ausschnitt aus einer Konfigurationsdatei für den ParallelRunner mit verschiedenen Synchronisationskonditionen
Die neuen Optionen umfassen das Warten für eine feste Anzahl an Sekunden (waitSeconds), auf die Beendigung eines bestimmten, vorhergehenden Testlaufs (waitForTestRun), sowie auf einen oder mehrere bestimmte Status (waitForRunStatuses). Diese Optionen können zudem mittels zweier Operatoren miteinander kombiniert werden, welche festlegen, ob alle (AND) oder nur eine (OR) von mehreren Optionen vor dem Start eines Testlaufs erfüllt sein müssen.
Trotz der Beschränkung des ParallelRunner auf vier parallele Testläufe, können mithilfe der Synchronisations-optionen zahlreiche Tests hintereinander ausgeführt werden, ohne die Maximalanzahl von vier Testläufen zur gleichen Zeit zu überschreiten (s. Abbildung 5). So können mehrere Testläufe zeitlich aufeinander abgestimmt und die Auslastung des ParallelRunners optimiert werden.
Abbildung 5: Zeitversetzte Ausführung mehrerer Testdurchläufe durch Synchronisationskonfiguration
Datentabellen
Ab UFT 15.0 können sich Anwender von Datentabellen über spürbare Erweiterungen freuen. Im Rahmen von GUI-Tests sind nun auch Datentabellen im XLSX-Format zulässig, wo zuvor nur Tabellen im XLS- oder CSV-Format eingebunden werden konnten. Neben den Optionen, Bindestriche und Leerzeichen zu verwenden, sowie mittels Koordinatenauswahl in einer Dropdown-Liste oben links schnell zu einer gewünschten Zelle navigieren zu können (s. Abbildung 6), wurden nun auch neue, aus Excel (XLSX) bereits bekannte Formeln und Funktionen für UFT-Datentabellen freigegeben. Gleichzeitlich hat sich die Eintragung der Parameternamen vom Spaltennamen zur ersten Tabellenzeile verschoben.
Abbildung 6: Beispiel einer Datentabelle mit Erweiterungen
Der zulässige Umfang von Datentabellen wurde massiv erweitert. Eine Spaltenanzahl von bis zu 16.000, sowie eine Inhaltslänge von bis zu 32.000 Zeichen pro Zelle sind nun möglich. Im Falle der Zellinhaltslänge bedeutet dies eine Verdoppelung je Zelle und im Falle der Spaltenanzahl sogar eine mehr als sechzigfache Erhöhung der Kapazitäten.
Eine Vergrößerung des Tabellenumfangs kann zu Performance-Einbußen führen. Passend hierzu verspricht Micro Focus eine Verbesserung von Antwortzeiten im Umgang mit Datentabellen, um Problemen bei zu großen Tabellen vorzubeugen, welche durchaus Ladezeiten nach oben treiben können. Insgesamt stellen die Erweiterungen der Datentabellen eine wertvolle Bereicherung – vor allem für große Testprojekte mit massiven Datenmengen – dar und erlauben das noch detailliertere Testen ohne Mehraufwand.
Weitere interessante Änderungen
Neben den bisher aufgeführten Veränderungen, die wir als besonders hilfreich empfunden haben, hat Micro Focus den beiden neuesten UFT-Versionen weitere interessante Verbesserungen verliehen, die im Folgenden zusammenfassend dargestellt werden sollen. Die Liste ist jedoch nicht erschöpfend. Eine vollständige Übersicht über alle Aktualisierungen der Versionen UFT 15.0 und UFT 15.0.1 finden Sie im Help Center von Micro Focus.
Mit UFT 15.0 gehen eine Reihe Upgrades in Bezug auf neue Technologien und Applikationsversionen einher. Ein besonders bemerkenswertes dürfte das Upgrade auf das .NET Framework 4.8 darstellen (zuvor .NET 4.5). Sonstige Erweiterungen des Tech Supports beinhalten Upgrades auf Git 2.22, Bamboo 6.9, Angular 8 und Safari 13, um nur einige wenige zu nennen. Neue Browser-Versionen für Firefox, Chrome und Microsoft Edge finden ebenfalls Unterstützung und die Browser-Erweiterungen erhalten einen neuen Namen. Der ehemalige „Functional Testing Agent“ heißt ab der UFT-Version 15.0 „Micro Focus UFT Agent“ (s. Abbildung 7).
Abbildung 7: Die UFT-Browsererweiterung in Microsoft Edge
Die Liste der Support-Erweiterungen wird in UFT 15.0.1 großzügig fortgeführt. Der neu aufgesetzte Microsoft Edge Chromium Browser wird ab dieser Version unterstützt und kann mit der Bezeichnung „ChromiumEdge“ aufgerufen werden. Auch hier kommen neue Browser-Versionen für Chrome und Firefox hinzu. Die neu unterstützten Technologie-Versionen umfassen Angular 9, Bamboo 6.10.3 und 6.10.4, Java 13, Windows 10 1909 und einige weitere.
Desweiteren enthalten UFT 15.0 und UFT 15.0.1 zahlreiche Optimierungen in den Bereichen Java-, SAP-, Web-, Mobile- und API-Testing. Das Web-Add-In erhält ab Version 15.0 zwei Sub-Add-Ins, in welche einige der zuvor zum Web-Addin zugehörigen Objekte verschoben wurden: „AgGrid“ mit WebAgGrid-Testobjekten und „UIGrid“ mit WebUIGrid-Testobjekten. Auf diese Weise möchte der Hersteller nach eigenen Angaben bekannten Problemen bei der Verwendung des Web-Add-Ins entgegenwirken.
Für API-Tests stehen zusätzliche Optionen für den Java Message Service (JMS) zur Verfügung und der Swagger-Service 3.0 wird bei einem Import via URL oder Datei unterstützt. Ab UFT 15.0.1 ergibt sich für API-Tester zudem die Möglichkeit, mit dem von Micro Focus bereitgestellten Docker Container Image zu testen. Wo zuvor nur GUI-Tests in einem solchen UFT Docker Container durchgeführt werden konnten, können nun ebenso API-Tests gestartet werden, wahlweise via Jenkins-Trigger.
SAP-Tester können sich mit UFT 15.0.1 an einer Tech Preview für SAP Web Testing im Chrome-Browser versuchen. Hier wartet Micro Focus mit einer Reihe neuer, webbasierter Testobjekte wie z.B. dem „SAPButton“, der „SAPCheckbox“ oder dem „SAPFrame“ auf. In allen anderen Browsern stehen diese Testobjekte zwar noch nicht zur Verfügung, aber da es sich hier um eine Tech Preview handelt, ist anzunehmen, dass die Unterstützung zukünftig noch ausgeweitet wird.
Neben dem seit UFT 15.0.1 eingeführten dynamischen Laden von Add-Ins bei Start eines UFT-Tests, bringt Micro Focus auch Erweiterungen in Hinblick auf Optical Character Recognition (OCR) ein. Hier kommen als OCR-Anbieter Baidu und Google Cloud OCR hinzu. Ein neues Testobjekt „TextObject“ sowie neue TextUtil-Methoden stehen bereit.
Im Bereich der Virtualisierung gibt es ab UFT 15.0 ebenfalls Fortschritte. Micro Focus bietet im AppDelivery-Marketplace ab UFT 15.0 gebrauchsfertige Hyper-V-Images mit Windows 10 und UFT One inklusive aller Softwarevoraussetzungen an. Der Initialaufwand für die Inbetriebnahme von UFT-Maschinen mit Hyper-V fällt dadurch deutlich geringer aus als bei der manuellen Vorbereitung einer Testmaschine bzw. eines VM-Images und der Einführung einer Virtualisierungstechnologie.
Zu guter Letzt steht das lang ersehnte „Dark theme“ ab der Version 15.0.1 zur Aktivierung bereit und hüllt die UFT GUI in für die Augen angenehme dunkle Farben. Leider bleiben die Startseite und Popup-Fenster davon unberührt und zeigen sich weiterhin in weiß, was eine gewisse Disharmonie erzeugen kann (s. Abbildung 8).