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Aktuelle Neuerungen in UFT 14.52 und 14.53

In diesem Artikel stellen wir Ihnen ausgewählte Neuerungen vor, die Micro Focus mit den neuesten Versionen 14.52 und 14.53 in ihrem UFT-Tool eingeführt hat.

In diesem Artikel stellen wir Ihnen ausgewählte Neuerungen vor, die Micro Focus mit den neuesten Versionen 14.52 und 14.53 in ihrem UFT-Tool eingeführt hat.

Im ersten Teil erfahren Sie, wie Sie mobile Anwendungen lokal testen können und wie die Objekterkennung mittels künstlicher Intelligenz (KI) möglich ist.

Der zweite Beitrag befasst sich mit weiteren Neuerungen wie dem interaktiven Test von PDF-Dateien, Testläufe per Fernzugriff, Erneuerungen bei den Reports, Verbesserungen an der Benutzerfreundlichkeit in Bezug auf SAP und der flexiblen Parametrisierung von Checkpoints.

Micro Focus Unified Functional Testing (UFT; ehemals HP QuickTest Professional) gehört zu den inzwischen am weitesten verbreiteten Testautomatisierungstools auf dem Markt, mit dem sowohl GUI- als auch API-Tests programmatisch oder auch „codeless“ (ohne Programmierkenntnisse) automatisiert werden können.

Lokales Testen mobiler Applikationen
Ab der UFT-Version 14.52 ermöglicht Micro Focus dem Anwender das Testen mobiler Applikationen an einem mit der UFT-Maschine direkt verbundenen Mobilgerät. Dazu wird das „UFT Mobile Add-in for local device“ installiert, um der UFT-Maschine einen lokalen Konnektor hinzuzufügen, der die Verbindung zum Mobilgerät herstellt. Der Unterschied zu einer vollwertigen mobilen Testlösung ist, dass mit dem Add-in nur ein direkt an die UFT-Maschine angeschlossenes Mobilgerät für Tests genutzt werden kann. Bei einer vollwertigen Lösung können auch Mobilgeräte per Fernzugriff reserviert und gesteuert werden, um eine bessere Ressourcenauslastung und Verfügbarkeit zu erreichen.


Abbildung 1: Virtuelle Anzeige eines lokal verbundenen Smartphones

Das Add-in dürfte vor allem für Anwender interessant sein, die im Hinblick auf das mobile Testen bislang noch wenige bis gar keine Erfahrungen gemacht haben und unschlüssig sind, ob eine mobile Testlösung wie Mobile Center eine sinnvolle Ergänzung der bestehenden Toollandschaft im Unternehmen darstellt. Auch für Unternehmen, deren Testbedarf oder -budget im Mobilgerätebereich überschaubar ist, ergibt sich hier eine interessante Möglichkeit. Für die Nutzung des Add-ins wird keine zusätzliche Lizenz für Mobile Center benötigt. Die bereits bestehende UFT-Lizenz reicht aus, um das Add-in in vollem Umfang anwenden zu können. Somit fallen keine zusätzlichen Kosten an und es steht den Anwendern frei bei der abgespeckten und dennoch vielseitigen Einzellösung zu bleiben oder bei Bedarf auf die umfassendere Mehrgerätelösung Mobile Center zu erweitern.

Die Installation und Einrichtung gestaltet sich einsteigerfreundlich und ist auf der Micro-Focus-Webseite dokumentiert. Für die Verbindung mit einem Mobilgerät sind ein paar grundlegende Voraussetzungen auf dem Mobilgerät selbst zu schaffen. Je nach Betriebssystem kann das beispielsweise für ein Android-Gerät die Aktivierung des USB-Debuggings auf dem Gerät (im Entwicklermodus) sowie das Installieren eines Mobilgerätetreibers auf der UFT-Maschine sein.


Abbildung 2: Starten des UFT Mobile Add-in for Local Device Service über die zugehörige Start.exe

Sind diese Voraussetzungen geschaffen, kann das mobile Testen auch schon losgehen. Dazu sollte zunächst UFT gestartet werden und anschließend der „UFT Mobile Add-in for Local Device Service“ (s. Abbildung 2). Für das Starten, Stoppen und Neustarten des Service werden bei der Add-in-Installation ausführbare Dateien mit entsprechender Benennung mitinstalliert.

Ist das Mobilgerät erfolgreich verbunden und der Service gestartet, werden die Aktivitäten des „MC Agent“ und „MC Dpc“ auf dem Mobilgerät angezeigt (s. Abbildung 3). Dies kann nach Start des Service möglicherweise ein paar Minuten dauern.

Anschließend können wie gewohnt Tests erstellt und ausgeführt werden. Eine zusätzliche Dokumentation ist auf der Micro-Focus-Webseite zu finden.


Abbildung 3: : Mobile Agenten als vordergründige Services auf dem angeschlossenen Mobilgerät

Objekterkennung durch künstliche Intelligenz
Das Stichwort „Artificial Intelligence“ (AI) oder auch „Künstliche Intelligenz“ zieht bereits seit einigen Jahren seine Kreise in Wirtschaft und Forschung. Viele Unternehmen und Branchen setzen inzwischen auf die Entwicklung intelligenter Komponenten und Systeme. Diese werden unter anderem zur Automatisierung von Prozessen und Dienstleistungen genutzt, die selbst komplexe Algorithmen nicht bewältigen können, da eine höhere Flexibilität und Anpassungsfähigkeit erforderlich sind.

Micro Focus bildet keine Ausnahme und präsentiert in UFT 14.53 ein neues Feature: „AI-based testing“. Wie bei Tech Previews üblich, ist es derzeit noch im Funktionsumfang beschränkt und unterstützt momentan nur mobile Apps. Objekte sollen anhand visueller, kontextueller oder textueller Merkmale automatisch erkannt werden, sofern diese im offenbar vortrainierten Objektmodell vorgesehen sind.

Um das AI-Feature zu nutzen, muss dieses nach der Installation unter Tools > Options > GUI Testing > AI aktiviert werden. Anschließend kann das „AI Identification View“-Fenster über den Object Spy geöffnet werden (s. Abbildung 4).


Abbildung 4: AI-Erweiterung im Object Spy

In der aktuellen Fassung ist das Objektmodell für AI-basiertes Testen durchaus noch ausbaufähig. Eine Reihe grundlegender Objekte, unter anderem verschiedene Menü-, Schließen- und Pfeil-Symbole, sowie Schaltflächen und Textfelder können bereits visuell erkannt werden. Eine vollständige Auflistung findet sich online. Auch mittels Textinhalt ist es möglich, Objekte zu finden und mit ihnen zu interagieren. Ganz treffsicher ist die Texterkennung aber noch nicht: In Abbildung 5 wird in einem Beispiel-Skript nach dem Text „Chromfi“ (Zeile 5) gesucht, welcher auf die mobile Google Chrome Browser-App verweist und diese startet.

Bei der Anwendung von AI-Schritten ist es essenziell, dass vor dem ersten AI-Schritt der Kontext gesetzt wird, im Beispielfall das mobile Gerät, welches durch den Mobile-Center-Emulator für Aufnahmen und Tests virtuell reflektiert wird.


Abbildung 5: Mit AI angereichertes Beispielskript & AI identification View Fenster zur Anzeige der ermittelten Objekte

Beim Ausprobieren des Features wurde schnell klar, dass es eine wertvolle Ergänzung für das mobile Testen darstellt. Die Objekterkennung – die sich im Rahmen des mobilen Testens bisher nicht selten kompliziert, gelegentlich gar problematisch dargestellt hat – wird durch die AI-Erweiterung stellenweise stark vereinfacht. Objekte können aus dem „AI Identification View“-Fenster per Drag & Drop in das Testskript gezogen werden, wodurch die fertigen Codezeilen im Skript erscheinen. Der Unterschied zu bereits bestehenden Features wie „Smart Identification“ oder „Insight“ liegt darin, dass AI-Objekte weder in das Objekt-Repository aufgenommen und durch Eigenschaften angepasst werden können, noch Snapshots von zu suchenden Objekten mitgegeben werden müssen. Die Suche findet ganz automatisch und ohne weiteres Zutun des Anwenders statt.

Dass dieses Feature jedoch nicht für sich alleinstehend Verwendung finden kann, zeigt sich in verschiedenen Anwendungsfällen. So geschieht es gelegentlich, dass Objekte falsch oder gar nicht erkannt werden, sodass beispielsweise ein Textfeld als Schaltfläche deklariert wird, aus einem „e“ im Wort „Chrome“ ein „fi“ gemacht, oder gar Text an Stellen erkannt wird, wo keiner vorhanden ist (s. Abbildung 6).


Abbildung 6: Intelligente Textobjektsuche mit Falschmeldungen

Diese Fehler treten an verschiedenen Stellen auf. Hier gilt es, genau hinzuschauen und gegebenenfalls auf herkömmliche Testschritte zurückzugreifen, falls die Abweichungen nicht nach neuerlichem Laden des AI-Features korrigiert werden können.

Weitere „Kinderkrankheiten“ zeigten sich unter anderem im Umgang mit nicht einzigartigen Objekten (z.B. mehrere gleichartige Pfeile oder Menü-Symbole auf derselben Seite). Hierfür bietet das AI-Feature noch keine brauchbare Unterscheidungslösung, was angesichts der unterschiedlichen Entwicklungsstile und verwendeten Entwicklungsstandards bei der Gestaltung verschiedenster Applikationen eine große Herausforderung für Micro Focus darstellen dürfte.

Da hinter dem Feature eine künstliche Intelligenz stehen soll und diese noch am Anfang ist, dürfen wir gespannt sein, wie schnell diese Entität in der Lage sein wird, aus Fehlern zu lernen, sie in Zukunft zu vermeiden und immer flexibler Objekte zu erkennen. Die Vermutung liegt nahe, dass das AI-Feature in Zukunft auf andere Bereiche erweitert werden könnte, sollte sich eine Nutzung im Mobile-Bereich etablieren.

Zusammenfassung und Fazit
Mit der UFT-Version 14.52 bringt Micro Focus den UFT-Anwendern nützliche Verbesserungen wie das mobile Testen auf einem direkt angeschlossenen Mobilgerät, ohne dass eine zusätzliche Lizenz benötigt ist.

In der Version 14.53 erweitert Micro Focus sein Testwerkzeug mit einer künstlichen Intelligenz für die Objekterkennung beim mobilen Testen.

Ob und welche dieser Versionen für bestimmte Anwender nun für einen Kauf oder Wechsel erwägenswert ist, hängt von den Anforderungen ab. Anwender, die an einem Einstieg in das Testen mobiler Applikationen interessiert sind bzw. einen überschaubaren Testbedarf im mobilen Bereich haben, sollten eine der beiden Versionen in Betracht ziehen, da zusätzliche Kosten für Drittlizenzen von mobilen Testlösungen entfallen. Durch das AI-Zusatzfeature in der jüngsten Version werden einige Handgriffe beim mobilen Testen erheblich erleichtert mit Aussicht auf eine rasante Lernkurve der AI in der Zukunft.

Autor:in

Profilbild Alexandra Frank
In Sachen Testautomatisierung macht Alexandra niemand so schnell etwas vor. Mit ihrer Erfahrung widmet sie sich mit Leidenschaft neuen methodischen Ansätzen sowie dem kreativen Umgang mit den entsprechenden Tools.

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